Donnerstag, 14. Dezember 2023

Nachbarhasser

Oh, wie wahr 
 
Wie wahr doch das alte Sprichwort ist:
„Es kann der Friedlichste nicht in Frieden leben, wenn’s dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“
Davon kann sicher der gesamte Justizapparat ein Lied singen, aber nicht nur der. Der Geschädigte, auch „Nachbar“ genannt, kann da nicht mehr singen.
Er schreit nur noch, und zwar in sich hinein. Denn in unserer, nennen wir es „schnelllebigen“ Welt, ist sich jeder selbst der Nächste. (Hier steht schnelllebig übrigens für egoistisch und egozentrisch.)
Was sich so hinter Hauswänden und Gabionenbollwerken versteckt, ist zum Teil nicht mehr tragbar.
Der werte Leser wird sagen, dass das ein alter Hut ist, und doch quasi überall darüber geschrieben und gesprochen wird. Und das seit Jahren.
 
Da möchte ich einhaken. Das ist richtig, das mit den Jahren und dem alten Hut. Trotzdem sind wir seit Corona und anderen Schicksalsschlägen, die uns die Politik eingebracht und geschlagen hat, auf einem Kurs, den man mit vielerlei Namen benennen kann. Von aggressiv bis cholerisch, von grenzüberschreitend bis unverschämt. Die einen brüllen über mehrere Stunden auf der Terrasse oder dem Balkon in ihr Mobiltelefon, das der arme Nachbar meint, der algerischen Oma, oder wem auch immer, muss der Gehörgang platzen. Ganz nebenbei fragt sich der Nachbar, wie der offensichtlich nicht arbeitende Mobilfunkbrüller die horrende Rechnung wohl bezahlen will?

Die Mittagsrasenmäher lasse ich hier aus, die sind viel zu gewöhnlich.

Die „Meine Handwerker arbeiten erst ab Freitagabend bis Sonntagabend durch“, sind auch nicht gern gesehen. Denn, wenn die Nerven am Samstagabend gegen 21 Uhr blank liegen, kann es zu unflätigen Wortwechseln der Nachbarn kommen.

Dann die dem Autor seit gestern neu bekannte Spezies: diejenigen, die ihrem Nachbarn verbieten wollen die Feierabendzigarette auf der eigenen Terrasse zu rauchen. Und zwar so richtig mit langem Mailanschreiben.
Da ist dem Autor klar, warum die letzten Kneipen schließen mussten. Die Raucher wurden ausgeräuchert, besser gesagt rausgeschmissen, und die Nichtraucher sind nicht rein gegangen.
Wäre es nicht an der Zeit, jedem ein bisschen mehr zu zugestehen, als sich selbst zu nehmen? Und vor allem: sich nicht so wichtig zu nehmen.
Oder sich nicht allzu ernst zu nehmen, das macht das Leben so viel einfacher. Der Autor macht es übrigens genauso.
 
 

 

 

 

Sonntag, 3. Dezember 2023

Helmut und Henriette

 Heute mal was ganz anderes: ein kleiner Einblick in das wunderschöne Kinderbuch:

 

Helmut und Henriette

 

Eine Igelgeschichte von Igeln für Igel und Kinder zur Guten-Nacht

 

von Inge Jung (c)

 

Helmut lief durch die dunklen Hecken, vorbei an den duftenden Rosen der Nachbarhäuser, weiter in das kleine Wäldchen am Teich. Oh, wie sehr er diese Abende liebte! Die Sterne schienen am Nachthimmel, die bleiche Sichel des Mondes lugte frech zwischen zwei Wolkenfetzen hervor.

Er schaute hinauf und seufzte. So seufzte er immer, wenn er glücklich war. Nun fehlte nur noch seine Freundin Henriette, die er fast immer um diese Zeit traf.

Sie streiften dann zusammen durch das Wäldchen und suchten sich Futter, oder besuchten ihre Freunde. Ab und zu trafen sie auf die Fledermaus Ingolf, der schnell wie der Blitz durch die Nacht schwirrte. Ingolf war ein begnadeter Flieger, der immer neue Spiralen und Flugkünste ausprobierte.

Einmal war er so dicht an eine Baumkrone geflogen, dass er beinahe in den Ästen hängengeblieben war. Seine Mutter schimpfte danach sehr mit ihm und er musste versprechen, es nicht wieder zu tun. Was er natürlich nur einhielt, wenn sie in der Nähe war. Den Fledermausjungen mochten Helmut und Henriette von allen anderen Tierkindern am liebsten. Er wusste lustige Dinge zu erzählen, die er erlebt hatte. Auch im Witzeerzählen war er einfach der Beste.

 

Daran musste Helmut gerade denken, als es neben ihm im Laub raschelte.

   „Hallo Helmut, da bist du ja! Du bist aber spät dran heute“, sagte seine Freundin Henriette und lachte.

   „Ich habe in den Himmel geschaut und mich gefragt, wer diese wunderschönen Sterne und den Mond gemacht hat“, antwortete er zufrieden.

Jetzt war der Abend gerettet. Er hatte Henriette gefunden und sie würden wieder viel erleben. Das war das Schönste. Mit Henriette erlebte er immer wieder neue Sachen, entdeckte so viel Neues.

 

   „Hat die Sterne jemand gemacht?“, wollte sie erstaunt wissen.

   „Bestimmt, oder meinst du, die sind einfach so da? Die hat sicher jemand gemacht und an das Himmelszelt gehängt!“

   „Sollen wir schauen, ob wir darauf eine Antwort finden? Was meinst du?“ Henriette war ganz aufgeregt, denn der Gedanke gefiel ihr, dass dieser wunderschöne Anblick schließlich irgendwoher kommen musste, besser gesagt, von irgendjemandem.

   „Lass uns Ingolf fragen, vielleicht weiß der etwas!“

 

 


 

Sonntag, 12. November 2023

Ein großes Dankeschön!

Bin, wie jedes Jahr, wieder dabei! Ein großes Dankeschön an Dr. Dr. Christoph Liegener, einen der letzten großen Literaturliebhaber außerhalb des Mainstreams, der diesen Wettbewerb möglich macht.

Chapeau! 

 

blaue tränen

von inge jung ©

 

der tag
 stimmt sich mild ein
 auf das was kommt
 nimmt groll
 lächelnd
 entgegen
bleibt sanft
 
wie wogen
 in wintergerste
 hebt heraus
 was zu leicht
 für die schwere des seins ist
 
gehen weiter
 als wir dachten
 erstarken
 an blauen tränen
 werden neu
 in all unsrer pracht